Düfte für die Welt - "Schnupperstunden" in Miltitz



Quellen: Foto  http://de.wikipedia.org/wiki/Miltitz_(Leipzig)          Text: Jörg Böttcher
Am Sonntag dem 23.06.2013 veranstaltete der Heimatverein wieder seine bekannte Entdeckertour. Ziel des Heimatparcours war dieses Mal die Nachbargemeinde Miltitz. Dieser Ortsteil von Leipzig wurde in seiner jüngeren Geschichte ganz maßgeblich geprägt durch die industrielle Duft - und Aromaproduktion. Deshalb freute sich der Verein, dass mit Herr Minkner von der Firma " Bell Flavors & Fragrances "ein kompetenter Ansprechpartner gefunden wurde, der einen nicht alltägliche Blick hinter das Werkstor der heute wieder bedeutenden Produktionsstätte gewährte. Besonders bemerkenswert war, wie die heutigen Eigner aus Amerika die Tradition der altehrwürdigen Aromafabrik „Schimmel & Co“, aber auch die spätere DDR-Geschichte aufgreifen und bewahren. In der von der Firma liebevoll restaurierten „Schimmel-Bibliothek“ erfuhren die Zuhörer von Herr Minkner eine Menge über die Geschichte des Werkes. Es überrascht, in wie vielen Produkten des alltäglichen Lebens die in Miltitz produzierten Aromen stecken und in wie viele Gebiete der Welt die Firma liefert. Ein kurzer Blick in eine Produktionshalle rundete die Besichtigung ab. Herr Dr. Kasek aus Miltitz sprach auf dem anschließenden Rundgang durch Miltitz über dessen Geschichte, von den einst zwei Gemeinden, über die Zwangsvereinigung bis hin zur Eingemeindung nach Leipzig. Dabei wurde der bauliche und soziale Einfluss der ehemaligen Firma Schimmel & Co. sehr deutlich. Interessant waren auch die Anekdoten zum „Miltitzer Schimmel“, dem Wahrzeichen des Verwaltungsgebäudes. Die Plastik war in den 50er Jahren des letzten Jh. als „Dekadentes Machwerk der Kapitalisten“ abgenommen worden und sollte eingeschmolzen werden. Die wunderschöne Plastik eines steigenden Schimmels konnte jedoch als das „Werk von Arbeiterhand“ deklariert und gerettet werden. Sie steht heute im Sächsischen Hauptgestüt Graditz. Die Teilnehmerzahl von ungefähr 75 Personen bewies wieder sehr eindrucksvoll, dass ein reges Interesse an Heimatgeschichte besteht.

 
Fotos: J. Bentz, Text: J. Böttcher